Südostschweiz am Wochenende Leserbrief SonntagAusgabe vom 15. Juni:

«Der Kanton wirft Kunz Führungsschwäche vor»

Gran Can war vor Jahrhunderten Tyrann von Verona. Jemand soll ihn einmal gefragt haben, womit er eine solche Macht erlangt habe. Da sei er mit seinem Stab so über eine Wiesegefahren, dass er alle Blumen, die über das Mittelmass hinausragten, geköpf thabe.

Solch grosse Hunde scheinen sich seit Jahrzehnten auch in der Bündner Politik versteckt zu haben. Wo gab es nicht den Stadtpräsidenten, den Stadtarchitekten, den Denkmalpfleger und, und, und, der mehr als das Mittelmass leistete, oder auch nur zu erkennen gab, leisten zu wollen, dem es nicht so gegangen wäre wie den vorwitzigen Veroneser Wiesenblumen!

Und jetzt trifft es den Museumsdirektor, der nun allerdings für Stadt und Kanton mit grösstem Erfolg Erstaunliches zustande gebracht hat und noch zustande bringen könnte!

Die Renaissancetyrannen brauchten Denunziationen, die man ihnen offenbar unerkannt in eine der steinernen «Boche de leon» einschieben konnte. Auch hierzulande benötigt die Obrigkeit Beschwerden, deren Absender die Öffentlichkeit nicht kennt, deren Inhalt nur summarisch bekannt ist, deren Folge aber ein Klima der Angst verbreitet und die Talente verstummen lässt. Anders als in jenen Tyranneien scheinen aber hier die politisch Verantwortlichen sich nicht immer des Schadens, den sie anrichten, bewusst zu sein!

Wie können wir endlich dieser von oben her verordneten Kleinkariertheit entrinnen? Braucht es immer einen

Volksaufstand?

Johannes Häusler, Chur