Kunstmuseum Chur: Neuorganisation der Leitung

Sehr geehrter Herr Regierungsrat

Während mehr als 20 Jahren habe ich mich als Quästor, Vizepräsident und Präsident des Kunstvereins Winterthur, Träger des Kunstmuseums Winterthur, mit den organisatorischen und personellen Herausforderungen, die die Leitung eines Kunstmuseums mit sich bringen, auseinandergesetzt. Die von Ihnen angeordnete Neuorganisation und vor allem die stillose Art und Weise, wie diese Neuorganisation umgesetzt werden sollte, sind für mich schwer nachvollziehbar. Andernorts wäre ein derartig selbstherrliches und in der Sache verfehltes Vorgehen undenkbar.

Während mehrerer Jahre habe ich im Rahmen des Stiftungsrates der Stiftung Langmatt, Sammlung Sidney und Jenny Brown in Baden AG Stephan Kunz, der verdienstvollerweise in diesem Gremium mitarbeitet, als eine kompetente, engagierte und klar strukturierte Persönlichkeit kennen und schätzen gelernt. Nachdem ich 2010 meinen Wohnsitz nach Malans verlegt habe, wurde es mir vermehrt möglich, auch seine grossartige Aufbauarbeit als Direktor des Bündner Kunstmuseum aus der Nähe zu erleben.
Die von Ihnen, sehr geehrter Herr Regierungsrat, bis anhin angegebenen Begründungen, die derart drastische Massnahmen rechtfertigen würden, erachte ich als überaus dürftig und sind für mich nicht plausibel.

Als kulturaffiner Wahlbündner bereitet mir schon seit längerem die Personalpolitik Ihres Amtes für Kultur wachsendes Unbehagen. Die unsägliche Degradierung von Stephan Kunz ist leider kein Einzelfall. Aufgrund meiner Funktionen bei Domus Antiqua Helvetica, der Schweizerischen Vereinigung der Eigentümer von historischen Wohnbauten, habe ich seinerzeit auch die Turbulenzen bei der Kantonalen Denkmalpflege Graubünden mitverfolgt. Der Rücktritt des überaus kompetenten und engagierten Denkmalpflegers Giovanni Menghini war schon damals für mich ein Alarmzeichen.

Graubünden darf es sich nicht leisten, stets aufs Neue derart qualifizierte Persönlichkeiten zu desavouieren.

Mit der Bitte um Kenntnisnahme und freundlichen Grüssen

Alfred R. Sulzer
Ehrenpräsident
Domus Antiqua Helvetica